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Name: Camerarius, Ludwig
Geburt: 1573 Nürnberg
Tod: 1651 Heidelberg
Studium: 1588 Immatrikulation in Altdorf
Status: Student
Fakultät: Jur.
Biographica: Ludwig Camerarius war der Sohn des Nürnberger Arztes Joachim II. Camerarius und hatte nach dem Tod der Mutter das Gymnasium in Sulzbach besucht. 1588 bezog er die Altdorfer Akademie, an der sein Onkel Philipp damals als Prokanzler amtierte. Von hier aus wechselte er 1592 nach Helmstedt und bald darauf nach Leipzig, wo er sich weiter dem Jurastudium widmete, aber 1593 auch wieder in Altdorf disputierte. 1596 hielt er sich zu einem Studienaufenthalt in Padua auf, 1597 promovierte er in Basel zum Doktor der Rechte.
Die berufliche Karriere Camerarius’ begann zunächst am Reichskammergericht in Speyer, ehe er 1598 zum kurpfälzischen Rat und Hofgerichtsassessor ernannt wurde. Er diente seiner Herrschaft als Jurist und Gesandter und wurde 1611 zum Geheimen Rat ernannt. An der Eskalation der konfessionell-politischen Streitigkeiten im Vorfeld des Dreißigjährigen Krieges war der kämpferische Calvinist als enger Vertrauter der Kurfürsten maßgeblich beteiligt. Nachdem der ‚Winterkönig’ 1619 die böhmische Krone übernommen hatte, wurde er schlesischer Kanzler und leitete in Prag die pfälzische Kriegskanzlei.
Nach der Niederlage am Weißen Berg 1620 folgte Camerarius dem gescheiterten Friedrich V. ins niederländische Exil und war in der Folge rastlos, aber im wesentlichen erfolglos dafür tätig, mit diplomatischen und publizistischen Mitteln die Rechte seines Herrn auf das Kurfürstentum zu wahren, das der Kaiser zugunsten Bayerns eingezogen hatte. Bis 1627 wirkte er als Leiter der kurpfälzischen Exilregierung in Den Haag, wurde dann aber von Johann Joachim von Rusdorf abgelöst (der einst ebenfalls in Altdorf studiert hatte). Als schwedischer Gesandter bei den Generalstaaten und als Berater Kg. Gustav II. Adolfs und des Kanzlers Oxenstierna nahm er zeitweilig an führender Stelle auch auf die schwedische Politik Einfluss. Nach dem Ausscheiden aus dem Dienst 1641 lebte Camerarius zunächst in Leiden, dann in Groningen. 1649 wurde er vom schwedischen König in den Ritterstand erhoben und konnte 1651 – kurz vor seinem Tod – in die Pfalz zurückkehren, die an den ältesten Sohn des Winterkönigs zurückgegeben worden war.
Camerarius, der mit zahlreichen Flugschriften in die konfessionspolitischen Meinungskämpfe seiner Zeit eingegriffen hatte, war v.a. mit führenden Vertretern der protestantisch-reformierten Kulturwelt eng vernetzt – unter anderem auch mit dem Nürnberger Ratsherrn Lucas Friedrich Behaim. Die berühmte Briefsammlung seines Großvaters und Vaters hat er weiter vermehrt und für verschiedene Publikationsvorhaben zur Verfügung gestellt.
(Werner Wilhelm Schnabel)
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 87.
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg, Altdorf 1755-1758 u. 1802-1808, hier I, 1755, S. 179-182; ebd. V, 1802, 148-150.
ADB 3, 1876, S. 724-726 (Moriz Ritter).
Friedrich Hermann Schubert: Ludwig Camerarius (1573-1651). Eine Biographie. Kallmünz 1955 (Münchener historische Studien, Abteilung Neuere Geschichte, 1).
NDB 3, 1957, S. 105-107 (Friedrich Hermann Schubert).
Gerhard Seibold: Die Cammermeister genannt Camerarii – Beamte, Kaufleute, Wissenschaftler, Politker. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 67 (2007), S. 107-160, hier S. 132-135.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital – Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2), F1045.
Porträt: Paul Freher: Theatrum Virorum Eruditione Clarorum [...]. Nürnberg 1688, Taf. 50.
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