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Name: Dilherr, Johann Michael
Geburt: 1604-10-14 Themar
Tod: 1669-04-08 Nürnberg
Stand des Vaters: Advokat
Studium: 1626-05-26 Immatrikulation in Altdorf. - 1623 Leipzig, 1623 und 1628 Jena
Status: Student
Biographica: Dilherr stammt aus dem thüringischen Themar und hatte sich nach Studien in Leipzig und Jena erst 1626 in Altdorf immatrikuliert. Dort blieb er allerdings nur zwei Jahre und kehrte dann nach Jena zurück, wo er 1631 zum Professor der Beredsamkeit, 1635 auch zum solchen der Geschichte und Dichtkunst und endlich 1640 zum ao. Professor der Theologie ernannt wurde. Von dort durch den Krieg vertrieben, kam er 1642 nach Nürnberg. Hier nahm man ihn sogleich als Direktor des Egidiengymnasiums und als Schulinspektor an. Zugleich versprach man ihm die erste freiwerdende Pfarrstelle in der Stadt. 1646 trat Dilherr dann als Prediger bei St. Sebald in den Kirchendienst über und war seitdem Antistes der Nürnberger Pfarrerschaft. Innerhalb Nürnbergs übte der unmittelbare Nachfolger des bedeutenden Johann Saubert als Stadtbibliothekar, Zensor, sittenstrenger Mahner und Förderer aller kulturellen Belange eine sehr einflussreiche Funktion aus.
Dilherrs große Leistungen beim Wiederaufbau des geistlichen und sittlichen Lebens nach dem großen Krieg sind unbestritten. Er betrieb die Gründung eines Predigerseminars, um die Ausbildung der Geistlichkeit zu heben, und führte Kirchenvisitationen ein. Als führender Repräsentant der süddeutschen Reformorthodoxie betrieb er die Abkehr von strenger Dogmatik zugunsten einer praktischen, irenischen Frömmigkeit. Persönlich richtete er eine reichbegabte Wohltätigkeitsstiftung ein, die sich um Arme, aber auch um Stipendien für bedürftige Theologiestudenten kümmerte. Der von ihm betreuten Stadtbibliothek hinterließ er eine namhafte Stiftungssumme zur Erweiterung ihrer Bestände. Seine aus rund 8000 Bänden bestehende Bibliothek hat er seinen Kollegen an St. Sebald hinterlassen.
Bedeutsam ist Dilherr darüber hinaus durch seine reichhaltige literarische Tätigkeit, die ihn oft zur Zusammenarbeit mit dem Pegnesischen Blumenorden führte, ohne dass er dort allerdings selbst Mitglied wurde. Er verfasste eine Vielzahl religiöser Schriften, bei denen er sich einer schlichten, bilderreichen Sprache und häufig emblematischer Allegorese bediente. Verinnerlichte Frömmigkeit, Sittenstrenge und moralische Integrität verband er dabei mit der Anbindung an die späthumanistische Bildungstradition und mit pragmatischer Weltläufigkeit. Auch zahlreiche philologische sowie musiktheoretische Arbeiten stammen aus seiner Feder; mit vielen internationalen Gelehrten stand er in Korrespondenz. Dilherr war einer der Initiatoren des berühmten ‚Historischen Konzerts’ von 1643.
(Werner Wilhelm Schnabel)
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 148.
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg-Altdorf 1755-1758 und 1802-1808, hier Bd. I, 1755, S. 264-276; ebd. V, 1802, S. 220-226.
Carl Christian Hirsch / Andreas Würfel: Diptycha Ecclesiae Sebaldinae das ist: Verzeichnüß und Lebensbeschreibungen der Herren Prediger [...]/ welche [...] an der Haupt- und Pfarr-Kirche bey St. Sebald in Nürnberg gedienet haben [...]. Nürnberg 1756, S. 21-27.
Matthias Simon: Nürnbergisches Pfarrerbuch. Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit der Reichsstadt Nürnberg und ihres Gebietes 1524-1806. Nürnberg 1965 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns, 41), Nr. 236.
MGG 3, 1986, S. 465 f.
Walther Killy (Hg.): Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. 15 Bde. Gütersloh, München 1988-1993, hier Bd. 3, 1992, S. 51-53.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital – Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2), F2350.
Porträt: Carl Christian Hirsch / Andreas Würfel: Diptycha Ecclesiae Sebaldinae das ist: Verzeichnüß und Lebensbeschreibungen der Herren Prediger [...]/ welche [...] an der Haupt- und Pfarr-Kirche bey St. Sebald in Nürnberg gedienet haben [...]. Nürnberg 1756, Taf. 9.
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