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Name: Goldast von Haiminsfeld (Güldenast), Melchior
Geburt: 1578-01-06 Espen bei Bischofszell
Tod: 1635-08-11 Gießen
Studium: 1593 Immatrikulation in Altdorf
Status: Student
Fakultät: Jur.
Biographica: Melchior Goldast von Haiminsfeld, Sohn einer verarmten reformierten Patrizierfamilie aus der Schweiz, stammt aus Espen bei Bischofszell (Kt. Thurgau) und besuchte ab 1594 die Universtität Ingolstadt. Er studierte dort Jura, Philosophie, Geschichte und Theologie, wechselte aber bereits 1595 nach Altdorf. Hier erwarb er mit einer Arbeit über Aristoteles den Magistertitel und bald darauf unter Nicolaus Rittershausen auch die Würde eine ‚Licentiatus Juris’. Auf Grund von Geldmangel konnte sein Studium allerdings nicht fortsetzen und schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch. Nach einem kurzen Aufenthalt in seinem Heimatort Espen 1598/99 nahm er von 1599 bis 1603 noch einmal ein Studium in Genf auf und wurde schließlich 1603 in Heidelberg zum Doktor beider Rechte promoviert.
Seinen Unterhalt verdiente sich Goldast danach zunächst als Hofmeister und dann als Hauslehrer und Sekretär im Dienst adeliger Herrschaften. Dies ermöglichte ihm mehrere Aufenthalte in der Bibliotheca Vadiana in St. Gallen, wo er ausgiebig Gebrauch von den dortigen Buch- und Handschriftenbeständen für seine eigenen wissenschaftlichen Interessen machte. Er legte damit nicht nur die Grundlage für seine späteren Quelleneditionen, sondern auch für seine eigene Bücher- und Handschriftensammlung, die er ohne Gewissensbisse um zahlreiche Codices der Klosterbestände erweiterte. Trotz dieser Unart ist seine Arbeit an und mit den St. Gallener Beständen von großem Wert, da einige von ihm benutzte Quellen heute verschollen sind. Er selbst hat allerdings wahrscheinlich nicht zu diesem beklagenswerten Umstand beigetragen, denn er trennte sich zwanzig Jahre später, 1625, von seiner inzwischen sehr umfangreichen Privatbibliothek, die mit kaiserlicher Unterstützung nach Bremen gelangte. Teile dieses Bremer Nachlasses kehrten schließlich nach St. Gallen zurück, der Rest dieser Bestände befindet sich noch heute in der Bremer Universitätsbibliothek.
Bis er sich in einer festen Anstellung überhaupt den Luxus einer umfangreichen Bibliothek leisten konnte, durchlebte Goldast allerdings zwischen 1606 und 1613 noch einige Jahre der Unsicherheit und der Geldsorgen. Er arbeitete zu dieser Zeit als fachwissenschaftlicher Berufsschriftsteller für ortsansässige Verlage in Frankfurt/Main (Wechels Erben, Schönwetter etc.) und schrieb auch eine Reihe historischer und juristischer Gutachten für verschiedene Städte und Fürstenhäuser. Allerdings waren diese Tätigkeiten äußerst schlecht bezahlt. 1613 endlich wurde er zum Sachsen-Weimarischen Titularrat ernannt. Bestandteil seiner Aufgabe war auch ein Besuch in der Kaiserstadt Prag, wo er eine Audienz bei Rudolf II. in seinem Tagebuch festhielt, das heute noch erhalten ist.
Es folgten von 1615 bis 1624 einige ruhigere Jahre als Hofrat im Dienst des Grafen Ernst II. von Schaumburg-Bückeburg. Nach dessen Tod lebte Goldast überwiegend in Frankfurt und wurde 1627 zum kaiserlichen Rat ernannt, denn er verstand es, sich bei den Habsburgern beliebt zu machen, indem er mit seinen Dokumentationen deren Anspruch auf Böhmen unterstützte. Zuletzt stand er ab 1632 in Gießen im Dienst des Landgrafen von Hessen. Zu dieser Zeit war er allerdings bereits schwerkrank und starb schließlich 1635.
Obwohl Goldast seine Quellen selten kritisch betrachtete und auch vor Fälschungen nicht zurückschreckte, gehörte er mit seinen umfangreichen Quellenwerken dennoch zu den wichtigen Anregern der frühneuzeitlichen Geschichtsschreibung. Darüber hinaus legte er erstmals das germanische Runensystem im Druck vor und war der Erste, der sich auch mit alt- und mittelhochdeutscher Dichtung beschäftigte. Er publizierte unter anderem Texte Walters von der Vogelweide in seinem „Paraeneticorum veterum Pars I” (Lindau 1604), wodurch der barocke Literaturbetrieb zum ersten Mal mit der Lyrik der Minnesänger konfrontiert wurde. Allerdings gab Goldast diese Texte weniger ästhetischem Wohlgefallen heraus, als dass er damit eher eine patriotisch-kaisertreue (und dabei antipäpstliche) Einstellung zur Schau stellte. Die Wirkung dieser Publikationen ist jedoch nicht zu unterschätzen: Opitz, den Goldast sehr schätzte, verwendete Goldast'sche Quellen u.a. für seinen „Aristarchus” (Breslau 1617) und das „Buch von der deutschen Poeterey” (Breslau 1624).
(Jasmin Allousch)
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 250. - ADB 9, S. 327.
Killy, Literaturlexikon 4, 1989, S. 262 f. (Wilhelm Kühlmann).
Dünnhaupt, Personalbibliographien III, 1991, S. 1653-1679.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 3), F1070.
https://de.wikipedia.org/wiki/Melchior_Goldast
GND: https://d-nb.info/gnd/118696130
Perma-Link: https://aaa.gf-franken.de/de/recherche.html?permaLink=05142