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1 Einträge gefunden (Datenstand: 2024-07-18 10:25:03)

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Name: Murr, Christoph Gottlieb von
Geburt: 1733 Nürnberg
Tod: 1811 Nürnberg
Studium: 1750 und 1751 Immatrikulation in Altdorf
Status: Student
Biographica: Christoph Gottlieb von Murr war ohne Zweifel einer der bedeutendsten und vielseitigsten Gelehrten im Nürnberg des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Der Spross eines angesehenen Nürnberger Geschlechts wollte zunächst Soldat werden, ließ sich dann 1750 und 1751 aber doch in Altdorf immatrikulieren. Dort orientierte er sich neben dem rechts- und staatswissenschaftlichen Hauptstudium bereits auch sehr breit in weiteren Geistes- und Naturwissenschaften. Nach der Promotion (1754) begab er sich von 1756 bis 1761 auf langjährige Reisen durch Frankreich, die Niederlande, England und Italien. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt verwaltete er dort das Amt eines Zoll- und Waagamtmanns, lebte in erster Linie aber seinen polyhistorischen Interessen und Publikationen.
Murrs zahlreiche Schriften umfassen Arbeiten zur regionalen und allgemeinen Geschichte und Altertumskunde ebenso wie solche zur Rechts- und Staatswissenschaft, zur Völkerkunde, Naturgeschichte und Medizin, zur Orientalistik und Sinologie, zur Sprachwissenschaft und Literatur, zur deutschen und antiken Kunst und zur Musik. Herausgegeben hat er neben anderen Zeitschriften ein insgesamt 19bändiges „Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen Literatur” (1775-1789, 1798-1800); auch als Übersetzer aus dem Englischen (Henry Fielding u.a.) war er tätig.
Murrs Arbeiten dokumentieren eine Spätblüte polyhistorischer Gelehrsamkeit, die ihm viele Ehrungen und Mitgliedschaften in gelehrten Gesellschaften einbrachte und auch von vielen führenden Intellektuellen der jüngeren Generation hoch geachtet wurde. Schiller benutzte seine „Beyträge zur Geschichte des dreyßigjährigen Krieges” (1790) für seinen „Wallenstein”; Goethe besuchte gleich zweimal seine berühmte Kunst- und Autographensammlung; mit Lessing stand er zunächst in Kontakt, überwarf sich mit ihm aber im Zuge der „Laokoon”-Debatte; die Berliner Frühromantiker ließen sich u.a. von seinen Arbeiten über Dürer und die Nürnberger Kunstgeschichte inspirieren. Allerdings gab es auch kritische Stimmen: „Er sammelt viel alte Bücher, schimpft auf alle deutsche Litteratur, schätzt blos die alte und die ausländische, und pralt mit grosser Korrespondenz”, monierte der ungnädige aufklärerische Reisende Heinrich Sander nach einem Treffen 1780 etwas düpiert.
Murrs umfangreiche Bibliothek wurde nach seinem Tod 1811 versteigert.
(Werner Wilhelm Schnabel)
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 394.
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg-Altdorf 1755-1758 und 1802-1808, hier Bd. II, 1756, S. 699 f.; ebd. VI, 1805, S. 468-482; ebd. VIII, 1808, S. 466 f.
Heinrich Sander: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien; in Beziehung auf Menschenkenntnis, Industrie, Litteratur und Naturkunde insonderheit. Hg. von Nicolaus Christian Sander. 2 Bde. Leipzig 1783 f., hier II, 1784, S. 75 f., 83.
ADB 23, 1886, S. 76-80 (Ernst Mummenhoff).
Walther Killy (Hg.): Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. 15 Bde. Gütersloh, München 1988-1993, hier Bd. 8, 1992, S. 304 f. (Dirk Kemper).
Manfred H. Grieb (Hg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. 4 Bde. München 2007, hier Bd. II, S. 1060.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital – Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2), F5090.
Porträt: Moser, Bildnisse 2, 1791, Nr. 3
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