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1 Einträge gefunden (Datenstand: 2024-07-18 10:25:03)

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Name: Richter, Christoph Gottlieb
Geburt: 1716/17 Nürnberg
Tod: 1774
Stand des Vaters: Kaufmann
Studium: 1735 Immatrikulation in Altdorf
Status: Student
Biographica: Eine durchaus schillernde Persönlichkeit war Christoph Gottlieb Richter, der sich 1735 in Altdorf immatrikulierte. Der früh verwaiste Sohn eines wohlhabenden Nürnberger Kaufmanns erhielt von seinem Stiefvater eine gute, aber lieblose und harte Ausbildung. Das Studium der Theologie, für das er vorgesehen war, entsprach ihm nicht, da er sich eher von einem ‚liederlichen’ Lebenswandel und dem Schuldenmachen angezogen fühlte. Sein Betragen entzürnte seinen Stiefvater derart, dass er ihn in Nürnberg für fast sieben Wochen auf dem Turm arretieren ließ. In Altdorf untragbar geworden, konnte er anschließend in Marburg weiterstudieren und sich dort der Philosophie, der Mathematik und Jurisprudenz widmen. Wegen eines zu großzügigen Lebenswandels geriet er abermals in Schulden und wurde nach Nürnberg zurückbeordert. Nach drei Jahren in Nürnberg erwarb er – erneut in Altdorf – aber immerhin die juristische Licentiatenwürde.
Da Richter nicht ins Kollegium der Nürnberger Advokaten aufgenommen worden war, verdiente der außerordentlich gewandte und geschickte Jurist seinen Lebensunterhalt durch diverse Auftragsarbeiten. Daneben betätigte er sich als Poet und Historiker und arbeitete journalistisch: 1743 verfasste er die erste Moralische Wochenschrift Nürnbergs, 1745 führte er eine Zeit lang die Erlanger Zeitung. Seine missliche wirtschaftliche Lage versuchte er aber nicht nur durch ehrliche Arbeit, sondern auch durch Manipulationen am Rande der Legalität und durch Fälschungen aufzubessern. In Nürnberg war er deshalb zeitweilig inhaftiert und erhielt Berufsverbot. Anschließend nahm er seinen Wohnsitz in Fürth und wirkte dort als Advokat, wurde aber auch von Nürnberger Anwälten weiterhin mit Auftragsarbeiten versorgt. Erst in späteren Jahren konnte er in die unmittelbare Nähe seiner Heimatstadt zurückkehren.
Seit den frühen 1740er Jahren ist Richter zudem als überaus produktiver Schriftsteller hervorgetreten. Untere zahlreichen (oft jüdischen) Pseudonymen bereitete er zeitgeschichtliche Ereignisse in kurzer erzählerischer Form auf, die sich bewusst an Historiendarstellungen des Altertums orientierten. Sie sollten komplexe Zusammenhänge der gegenwärtigen Politik auch Ungebildeten nahebringen, wobei er in den preußisch-österreichischen Konflikten klar die Position des Kaisertums vertrat. Auf die Stadt Nürnberg und ihre Oberschicht verfasste er scharfe Satiren, das breite Publikum suchte er mit – wenig originellen, abenteuerliche Liebesgeschichten variierenden – Romanen zu erreichen. In seinem Roman „Das Verhängnis der Meister” literarisierte er unter der Fiktion einer englischen Vorlage u.a. die Erlebnisse seiner ‚wilden’ Altdorfer und Marburger Studienjahre.
(Werner Wilhelm Schnabel)
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 459.
Georg Ernst Waldau: ermischte Beyträge zur Geschichte der Stadt Nürnberg. Bd. II. Nürnberg 1787, S. 137-151.
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg-Altdorf 1755-1758 und 1802-1808, hier Bd. VII, 1806, S. 251-258.
Walther Killy (Hg.): Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. 15 Bde. Gütersloh, München 1988-1993, hier Bd. IX, 1991, S. 430 f. (Ernst Weber).
Manfred H. Grieb (Hg.): Nürnberger Künstlerlexikon. Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte, Sammler, Kulturschaffende und Mäzene vom 12. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. 4 Bde. München 2007, hier Bd. III, S. 1227.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital – Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2), F5050.
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