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1 Einträge gefunden (Datenstand: 2024-07-18 10:25:03)

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Name: Schlosser, Johann Georg
Geburt: 1739 Frankfurt/M.
Tod: 1799 Frankfurt/M.
Studium: 1760 Immatrikulation in Altdorf
Status: Student
Biographica: Johann Georg Schlosser, der aus einer Theologenfamilie stammte, war seinen Zeitgenossen als politischer, philosophischer und religiöser Schriftsteller, Übersetzer und Herausgeber bekannt. Zum Verdruss seines Vaters, eines Juristen und Ratsmitglieds in Frankfurt, hatte der Sohn bereits in jungen Jahren im Verborgenen Geschmack an Gottscheds Schaubühne gefunden, obwohl ihm, so will es eine Anekdote, bis in sein zwanzigstes Lebensjahr nicht erlaubt war, etwas anderes als Schulbücher zu lesen – und auch diese nur beschränkt, da er bis zu diesem Alter auch von der Mathematik noch nicht viel gehört haben sollte. Dies hielt ihn aber nicht davon ab, in Jena und Altdorf Jura zu studieren. Ab 1760 in Altdorf immatrikuliert, wurde er dort 1762 promoviert und widmete sich neben der Jurisprudenz mit wachsendem Interesse den Werken des klassischen Altertums.
Im Anschluss an sein Studium war Schlosser als Advokat in Frankfurt tätig. 1766 wurde er zum Geheimsekretär und Erzieher bei Prinz Friedrich Eugen von Württemberg in Treptow bestellt, kehrte aber bereits 1769 zu seiner Advokatenstelle in Frankfurt zurück.
1773 heiratete er schließlich Goethes Schwester Cornelia und wurde im selben Jahr Hof- und Regierungsrat bei Markgraf Karl Friedrich von Baden, da er seine Familie unterhalten wollte. Seine Frau starb allerdings bereits 1777, was ihm große Trauer bescherte. Zeit seines Lebens sprach Goethe ihn mit 'Schwager' an, obwohl Schlosser sich bereits 1778 ein zweites Mal verheiratete.
1787 ließ er sich von seiner letzten Stellung als Oberamtsverweser der Markgrafschaft Hochberg mit Sitz in Emmendingen nach Karlsruhe versetzen und wurde dort Hofrat. Er hätte in den folgenden Jahren eine steile Karriere verfolgen können, da er 1790 zum Direktor des Hofgerichts bestellt wurde, doch auf seinen eigenen Wunsch hin wurde er 1794 aus diesem Amt entlassen und lebte von da an als Privatmann, bis 1796 in Ansbach und von 1796 bis 1798 in Eutin. In Eutin betätigte er sich ein letztes Mal schriftstellerisch: Er schrieb eine Polemik gegen Kants Gedanken vom ewigen Frieden und eine Übersetzung von Aristoteles' Politik und Ökonomik, die in einer Reihe mit früheren Übersetzungen der Klassiker, aber auch englischer und italienischer Texte stand.
Als Literat hatte Schlosser – wohl nicht zuletzt durch seine erste Frau – Umgang bzw. Korrespondenz mit den berühmten Autoren seiner Zeit, natürlich mit Goethe, aber beispielsweise auch mit Lavater, Lenz und Stolberg. Schlosser selbst war ein äußerst vielseitiger Schriftsteller, der über 100 Einzelveröffentlichungen herausgab, unter denen sich auch religiöse Texte befanden, in denen er ein anti-orthodoxes, anti-klerikales, individualistisches Christentum vertrat. Darüber hinaus widmete er sich publizistisch auch seinem eigentlichen Fachgebiet, der Jurisprudenz. So verfasste er beispielsweise den „Vorschlag und Versuch einer Verbesserung des deutschen bürgerlichen Rechts ohne Abschaffung des römischen Gesetzbuchs” (Leipzig 1777) und war auf diesem Feld so hoch geachtet, dass Joseph II. ihn 1783 nach Wien berief, damit er beratend an Konferenzen über eine Gesetzesverbesserung in den österreichischen Staaten teilnehmen konnte.
Die letzte Etappe seiner beruflichen Laufbahn erreichte er 1798, als er als Stadtsyndikus nach Frankfurt berufen wurde. Er starb allerdings bereits im Jahr darauf im Alter von sechzig Jahren.
(Jasmin Allousch)
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 501.
ADB 31, 1890, S. 544-547 (R. Jung).
Walther Killy (Hg.): Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. 15 Bde. Gütersloh, München 1988-1993, hier Bd. 10, 1991, S. 293 f. (Wolfgang Biesterfeld).
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital – Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2), F5500.
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