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1 Einträge gefunden (Datenstand: 2024-07-18 10:25:03)

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Name: Gentilis, Scipio
Geburt: 1563-05 San Ginèsio
Tod: 1616-08-07 Altdorf
Stand des Vaters: Arzt
Studium: Tübingen. - Wittenberg. - Leiden. - Heidelberg. - Basel
Amtszeit: 1590-1616
Status: Professor
Fakultät: Jur.
Denomination: 1590: Institutionen. - Pandekten. - Codex
Biographica: Der Weggang des Giphanius und der Tod des Donellus führten in Altdorf zu einem empfindlichen Rückgang der Studentenzahlen, die durch diese berühmten Lehrer an die Akademie gezogen worden waren. Diesem Zustand entgegenzuwirken, betrieb der Rat eine internationale Besetzungspolitik, die sich sehr vorteilhaft auswirkte.
Noch 1590 wurde der Italiener Scipione Gentili berufen. Zusammen mit seinem Vater, einem calvinistischen Arzt, war er als Kind von Castello San Genisio in der Mark Ancona nach Innerösterreich geflohen und hatte dann in Tübingen studiert, wo Paul Schede Melissus seine dichterische Begabung rühmte. Rechtsstudien betrieb er anschließend in Wittenberg, Leiden, Heidelberg und Basel. Nach mancherlei Zwischenstationen fand er schließlich in Altdorf eine Bleibe, wohin ihn noch sein alter Lehrer Donellus gezogen hatte.
Gentilis lehrte zunächst die Institutionen, später die Pandekten, schließlich den Codex Justinianus, womit er Vorsteher der Juristischen Fakultät wurde. Sein rascher Aufstieg beruhte auf seinen breiten wissenschaftlichen Leistungen insbesondere im Erb-, Ehe- und öffentlichen Recht sowie seiner Beliebtheit bei den Studenten, auf die er in ungewöhnlichem Maße Anziehungskraft und Einfluss ausübte. Zahlreiche ehrenvolle Rufe nach außerhalb lehnte er ab. Dass er zwischenzeitlich auch durch nächtliches Tumultuieren unter Alkoholeinfluss mit Studenten auffiel, konnte seinen Ruhm nicht schmälern. Gentilis bekannte sich in der Öffentlichkeit zum Luthertum, stand aber innerlich wohl dem Calvinismus näher. Den Sozinianern, um die es in Altdorf zahlreiche Auseinandersetzungen gab, schloss er sich offenbar nicht an.
1616 starb der angesehene Jurist, der auch historisch und philologisch hoch gebildet war und als geschätzter Poet und Verfasser von Psalmenparaphrasen hervorgetreten ist; sein Epitaph in der Laurentiuskirche an der Seite seines Lehrers Donellus ist noch erhalten. Sein Bruder Alberigo Gentili (1552-1608) war zusammen mit dem Vater vor der Gegenreformation in den habsburgischen Erblanden weiter nach England geflohen und wirkte seit 1587 in Oxford als Professor der Rechte; er gilt als einer der Wegbereiter des modernen Völkerrechts.
(Werner Wilhelm Schnabel)
Literatur: Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben/ Verdiensten und Schriften [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg, Altdorf 1755-1758 und 1802-1808, hier Bd. I, 1755, S. 522-529.; ebd. V, 1802, S. 398-402.
Carl Sebastian Zeidler: Vitae Professorum Iuris Qui In Academia Altdorfina Inde Ab Eius Iactis Fundamentis Vixerunt Ex Monumentis Fide Dignis Descriptae [...]. Nürnberg 1770. Fortgesetzt in 2 Bden. von Johann Albrecht Colmar. Ebd. 1786, 1787 I, 1770, S. 104-140.; ebd. III, 1789, S.  148-173.
Allgemeine Deutsche Biographie 8, 1878, S. 576 f. (Roderich von Stintzing).
J[ohannes] Böhm: Kurze Beschreibung und Geschichte der Stadt Altdorf in Mittelfranken. Nürnberg 1888, S. 37 f.
Wolfgang Mährle: Academia Norica. Wissenschaft und Bildung an der Nürnberger Hohen Schule in Altdorf (1575-1623). Stuttgart 2000 (Contubernium, 54), S. 446-450 u. passim.
Axel E. Walter: Späthumanismus und Konfessionspolitik. Die europäische Gelehrtenrepublik um 1600 im Spiegel der Korrespondenzen Georg Michael Lingelsheims. Tübingen 2004 (Frühe Neuzeit, 95), S. 344 f.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 3), H1210.
Porträt: Friedrich Roth-Scholtz (Hg.): Icones Eruditorum Academiae Altdorfinae [...]. Nürnberg, Altdorf 1721/23, Nr. [46]
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