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Name: Scherbius (Scherbe), Philipp
Geburt: 1553 Bischofszell
Tod: 1605-06-11 Altdorf
Stand des Vaters: Stadtschreiber
Studium: 1577: Heidelberg. - 1578: Padua. - Rom. - 1579: Bologna. - 1580: Basel
Amtszeit: 1586-1605
Status: Professor
Fakultät: Med.
Denomination: 1586: Organon und Medizin
Biographica: Der 1553 in Bischofszell (Schweiz) geborene Philipp Scherbe (Scherbius) studierte Medizin und Philosophie zunächst an der Universität Heidelberg, später in Rom und Bologna, und kehrte schließlich nach Basel zurück, wo er 1580 promovierte. 1581 erhielt er hier eine stellvertretende Professur der Logik, 1585 das Ordinariat für Ethik. Mit seiner Berufung nach Altdorf 1586 war die Lehre der Medizin und zugleich der Philosophie verbunden, wie dies auch bei Nicolaus Taurellus und späteren Professoren (Soner, Nößler) der Fall war. Ab 1599 hielt Scherbe auf Veranlassung der Scholarchen auch Vorlesungen über Politik, wobei er als Aristoteliker die modernen Theorien eines Bodin sehr kritisch beurteilte.
Der sehr vielseitige Scherbe, der zweimal Rektor und dreimal Dekan der philosophischen Fakultät war, genoss hohes fachliches Ansehen im Kreise seiner Professorenkollegen und verfügte über eine große intellektuelle Ausstrahlungskraft. Wegen seiner Beredsamkeit und seines Humors war er auch bei seiner Zuhörerschaft sehr geschätzt und konnte eine wichtige und später erfolgreiche Schülergruppe um sich scharen, die sich auch in Altdorf durchsetzte. Seine 'vermögenspsychologisch' unterbauten Ansätze zur Wissenschaftssystematik, die dem ramistischen Ansatz widersprachen, stießen in Altdorf auf große Resonanz.
Zusammen mit Michael Piccart und Ernst Soner bildete Scherbe eine einflussreiche Richtung in der aristotelischen Philosophie aus. Noch von Hermann Conring wurde er als einer der wichtigsten deutschen Philosophen überhaupt bewertet. Als überzeugter Aristoteliker und begeisterter Anhänger Andrea Cesalpinis (1519-1603) befand er sich allerdings in Opposition zu seinem Altdorfer Kollegen Nicolaus Taurellus. Einen 1588 ergangenen Ruf nach Basel lehnte Scherbe ab. An Gicht und Schwindsucht leidend, starb er 1605.
Sein einziger Sohn, von dem es hieß, er sei nicht ungelehrt, aber ungeraten gewesen, endete als Torwächter in Altdorf.
(Silvia Glaser / Werner Wilhelm Schnabel)
Literatur: Jo[hann] Jac[ob] Baier: Biographiae Professorum Medicinae Qui In Academia Altorfina Unquam Vixerunt. Nürnberg, Altdorf 1728, S. 15-25.
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben/ Verdiensten und Schriften [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg, Altdorf 1755-1758 und 1802-1808, hier Bd. III, 1757, S. 509-512.; ebd. VIII, 1808, S. 63-66.
Georg Andreas Will: Geschichte und Beschreibung der Nürnbergischen Universität Altdorf. Altdorf ²1801 (mit Nachträgen von Christian Conrad Nopitsch), S. 103.
Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 493.
Elias von Steinmeyer: Weitere Nachträge zum Altdorfer Personenregister. In: Karl Wagner: Register zur Matrikel der Universität Erlangen 1743-1843. München, Leipzig 1918 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/4), S. 631-651, hier S. 645.
Dorothee Flessa: Die Professoren der Medizin zu Altdorf von 1580-1809. Erlangen 1969, S. 11 f.
Wolfgang Mährle: Academia Norica. Wissenschaft und Bildung an der Nürnberger Hohen Schule in Altdorf (1575-1623). Stuttgart 2000 (Contubernium, 54), S. 218-227, 275-277, 333-342 u.ö.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 3), I1030.
Porträt: Friedrich Roth-Scholtz (Hg.): Icones Eruditorum Academiae Altdorfinae [...]. Nürnberg, Altdorf 1721/23, Nr. [74]
GND: https://d-nb.info/gnd/124680666
Perma-Link: https://aaa.gf-franken.de/de/recherche.html?permaLink=I1030