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Name: Schulze, Johann Heinrich
Geburt: 1687-05-12 Colbitz
Tod: 1744-10-10 Halle/S.
Stand des Vaters: Schneider und Imker
Studium: Halle.
Amtszeit: 1720-1732
Status: Professor
Fakultät: Med.
Denomination: 1720: Anatomie. - 1729: Anatomie und griechische Sprache. - 1730: Anatomie, griechische und arabische Sprache
Biographica: Schulze wurde in Colbitz im Magdeburgischen als Sohn eines Schneiders und Bienenzüchters geboren. Zunächst vom Ortspfarrer gefördert, kam er im Alter von zehn Jahren auf die Waisenhausschule in Halle, wo er die besondere Gewogenheit August Hermann Franckes (1663-1727) erlangen konnte. Hier und während einer krankheitsbedingten Unterbrechung in der Heimat gehörte das Interesse des Schülers der griechischen, später auch der arabischen Sprache, in der er seltene Meisterschaft erreichte. 1704 bezog Schulze die Hallenser Universität, um Medizin zu studieren. Da ihn aber auch die Altertumskunde, die lateinische und die semitischen Sprachen anzogen, wechselte er auf Betreiben eines Freundes zur Theologie, zur Philologie und Philosophie. 1708 wurde er schließlich zum Lehrer am Halleschen Paedagogium ernannt, als welcher er eine thematisch ausgesprochen breite Tätigkeit entwickelte. Noch ehe ihn aber ein Ruf auf ein Rektorat in Brandenburg erreichte, folgte er 1715 dem Angebot, erneut Medizin zu studieren. Unter der Anleitung des berühmten Friedrich Hofmann erlangte er genaue Kenntnisse in der praktischen Heilkunde. 1717 wurde er zum Doktor der Medizin promoviert und erlangte die universitäre Lehrbefugnis. Wie sein Lehrer Hofmann war auch er ein Anhänger der Iatrochemie und Iatromechanik.
Nach Altdorf wurde Schulze 1720 als Nachfolger Lorenz Heisters berufen. Er wirkte zunächst auf dem Lehrstuhl für Anatomie, lehrte über Wundarznei und Apothekenkunde, befasste sich wissenschaftlich aber auch mit einem breiten Spektrum von medizinischen, chemisch-physikalischen, geologischen, philologischen und historisch-politischen Themen. Aufgenommen wurde er in die kaiserliche Akademie der Naturforscher ebenso wie in die Akademien der Wissenschaften in St. Petersburg und in Berlin. 1729 wurde ihm auch die Lehre der griechischen Sprache, später auch die des Arabischen übertragen.
1732 folgte Schulze einen Ruf auf den Lehrstuhl der Beredsamkeit und der Altertumskunde an die Universität Halle. Dort lehrte er weiter an der Philosophischen wie an der Medizinischen Fakultät und verfolgte weiterhin seine ausgedehnten wissenschaftlichen Interessen. Wohl nicht zuletzt wegen Überarbeitung ist er 1744 gestorben.
Schulze galt zu seinen Lebzeiten als einer der bedeutendsten Ärzte und Philologen seiner Zeit, der seine polyhistorische Gelehrsamkeit auf geistes- und naturwissenschaftlichem Gebiet gleichermaßen unter Beweis stellte. Bereits 1617 hatte er die Lichtempfindlichkeit von Silbersalzen entdeckt und einfache Lichtbilder angefertigt; dadurch wurde er einer der Ahnherren der modernen Photographie. Bedeutsam wurde er ausserdem als Geschichtsschreiber seines Faches, der mit seiner (unvollendet gebliebenen) „Historia medicinae” der Entwicklung der Heilkunde ausführlich nachging. Überdies ist er als namhafter Numismatiker hervorgetreten, der eine über 2000 Stück umfassende Sammlung griechischer, römischer und arabischer Münzen zusammentrug, Vorlesungen über dieses Wissensfeld hielt und darüber publizierte. Er wird darum auch als Begründer der akademisch institutionalisierten Numismatik bezeichnet.
(Silvia Glaser)
Literatur: Jo[hann] Jac[ob] Baier: Biographiae Professorum Medicinae Qui In Academia Altorfina Unquam Vixerunt. Nürnberg, Altdorf 1728, S. 182-195.
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben/ Verdiensten und Schriften [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg, Altdorf 1755-1758 und 1802-1808, hier Bd. III, 1757, S. 605-615.; ebd. VIII, 1808, S. 151-158.
Allgemeine Deutsche Biographie 33, 1891, S. 4 f. (Julius Leopold Pagel).
Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 522.
Artur Kreiner: Der Nürnberg, Altdorfer Professor Joh. Heinrich Schulze (1687-1744), ein Mitbegründer der Photographie. In: Nürnberger Schau 3 (1941), S. 183 f.
Dorothee Flessa: Die Professoren der Medizin zu Altdorf von 1580-1809. Erlangen 1969, S. 48-50. – Thomann, Schulze, 1985.
Hans Recknagel: Die Nürnbergische Universität Altdorf und ihre großen Gelehrten. Altdorf 1998, S. 174-179.
Neue Deutsche Biographie 23, 2007, S. 725 f. (Hans-Dieter Zimmermann). -Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 3), I1310.
Porträt: Friedrich Roth-Scholtz (Hg.): Icones Eruditorum Academiae Altdorfinae [...]. Nürnberg, Altdorf 1721/23, Nr. [87]
GND: https://d-nb.info/gnd/123165350
Perma-Link: https://aaa.gf-franken.de/de/recherche.html?permaLink=I1310