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Name: Coler, Christoph
Geburt: um 1572 Kitzingen
Tod: 1604? Österreich?
Studium: Altdorf
Amtszeit: 1598-1600
Status: Professor
Fakultät: Phil.
Denomination: 1598: Historie und Politik
Biographica: Christoph Coler (latinisiert Colerus), im fränkischen Kitzingen vermutlich um 1572 geboren, schrieb sich nach dem Studium der Philologie und Jurisprudenz bei Gothofredus in Straßburg im zweiten Semester des Jahres 1595 unter dem Rektorat des Theologieprofessors Georg Mylius in die Jenaer Universitätsmatrikel ein. Dort hielt er sich, wie der Briefwechsel des Juristen Conrad Rittershausen mit dem Nürnberger Arzt Joachim Camerarius (II.) von November 1595 bis Februar 1596 bezeugt, längere Zeit auf. Bereits zu dieser Zeit verbanden gemeinsame philologische und juristische Interessen Rittershausen und Coler, der sich schließlich am 2.12.1596 in die Altdorfer Matrikel einschrieb. Zuvor hatte er nach vergeblichen Bemühungen um eine Professur für Poesie an der Academia Norica seit 1595 zwei Söhne des Patriziergeschlechts Tucher auf ihrer Bildungsreise begleitet. Eine erneute Bewerbung um eine Dozententätigkeit an der Semiuniversitas war erfolgreich. Im Jahr 1597 begann er hier als Privatdozent seine erfolgreiche historische Lehrtätigkeit. Die Berufung als Professor auf Zeit erfolgte am 22.1, seine feste Anstellung am 29.8.1598. Universitätsgeschichtlich innovativ war dabei „die Einrichtung eines gemeinsamen Lehrstuhles für Geschichte und Politik”, darin im Reich vergleichbar nur noch Tübingen. Die Subscriptio zu Colers Kupferporträt – „Historiarum et Politices Professor publicus Altdorfius” – ist somit von zutreffendem Zeugniswert.
Im Jahre 1600 hat Coler die Hochschule verlassen. Ungesichert ist, ob er danach als Zeremonienmeister am kaiserlichen Hof zu Prag tätig wurde; zunächst einmal findet sich sein Name mit der Herkunftsbezeichnung „Kittingensis Francus” unter den Einträgen zum 17.11.1600 in der Heidelberger Universitätsmatrikel. Die Datierung einzelner Schriften aus der Zeit nach den Altdorfer Jahren legt Aufenthalte in Heidelberg, Krakau und Prag nahe.
Colers akademische Lehre so gut wie die vor allem aus der Lehre hervorgegangenen Publikationen und seine lateinischen Poesien dürfen als beachtlich gelten. Wenngleich politisch „tacitistischer Humanist” auf der Grundlage neustoizistischer Lehren des Justus Lipsius, hielt er, abweichend vom zeitgenössischen Trend, Vorlesungen vor allem über Sallust. Sein wissenschaftliches Werk umfasst u.a. eine methodisch von Textkritik und- konstitution bestimmte Gesamtausgabe Sallusts (1599), wobei Coler nicht nur antike, sondern auch neueste textkritische Ergebnisse berücksichtigte, und als Pendant dazu einen Kommentar zur Edition der „Germania” des Tacitus (1602), ferner Kommentare zu den sechs Terenz-Komödien, eine Edition des Valerius Maximus, eine Abhandlung über Caesar sowie eine Reihe von Juridica. Gedichte Colers wurden von Janus Gruter in seine berühmte Anthologie der „Delitiae poetarum Germanorum” aufgenommen.
Besondere Aufmerksamkeit galt schon zeitgenössisch seiner Schrift „De studio politico ordinando epistola” von 1601 – einer im Briefstil abgefassten Studienanleitung für junge Adelige, die Coler an den polnischen Adeligen Stanislaus Zelenius Vitellius von Zelenka adressierte. In der politikwissenschaftlichen Historiographie jüngsten Datums wird sie als früher Versuch Politischer Wissenschaft im Deutschland der Frühen Neuzeit gewertet.
(Theodor Verweyen)
Literatur: Sigmund Jacob Apin: Vitae professorum philosophiae qui a condita Academia Altorfina ad hunc usque diem claruerunt [...]. Nürnberg 1728, S. 83-87.
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben/ Verdiensten und Schriften [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg, Altdorf 1755-1758 und 1802-1808, hier Bd. I, 1755, S. 214-216.; ebd. V, 1802, S. 187-189.
Allgemeine Deutsche Biographie 4, 1876, S. 400.
Gustav Toepke: Die Matrikel der Universität Heidelberg. Bd. II. Heidelberg 1886, S. 205.
Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. I, 1912, S. 58.; ebd. II, S. 114.
Georg Mentz: Die Matrikel der Universität Jena, I. Jena 1944, S. 58.
Michael Stolleis: Staat und Staatsräson in der frühen Neuzeit. Studien zur Geschichte des öffentlichen Rechts. Frankfurt/M. 1990, bes. S. 103.
Wolfgang Weber: Prudentia gubernatoria. Studien zur Herrschaftslehre in der deutschen politischen Wissenschaft des 17. Jahrhunderts. Tübingen 1992, Register s.v.
Michael Philipp: Über das Studium der Politik. Propädeutische Ratschläge des Altdorfer Gelehrten Christoph Coler aus dem Jahr 1601. In: Dirk Berg-Schlosser / Gisela Riescher / Arno Waschkuhn (Hgg.): Politikwissenschaftliche Spiegelungen. Festschrift für Theo Stammen, Opladen, Wiesbaden 1998, S. 47-59.
Wolfgang Mährle: Academia Norica. Wissenschaft und Bildung an der Nürnberger Hohen Schule in Altdorf (1575-1623). Stuttgart 2000 (Contubernium, 54), bes. S. 304-312, 392-394.
Wilhelm Kühlmann / Volker Hartmann / Susann El Kholi (Hgg.): Die deutschen Humanisten, Abtlg. I: Die Kurpfalz, Bd. I/2: Janus Gruter, Turnhout 2005, S. 681 f. u.ö.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 3), K2110.
Porträt: Friedrich Roth-Scholtz (Hg.): Icones Eruditorum Academiae Altdorfinae [...]. Nürnberg, Altdorf 1721/23, Nr. [101]
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