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1 Einträge gefunden (Datenstand: 2023-11-18 22:25:04)

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Name: Kelp, Johannes
Geburt: 1673 Schäßburg/Siebenbürgen
Tod: 1708 Pennsylvania
Studium: 1688 Immatrikulation in Altdorf
Status: Student
Biographica: Der Mystiker, religiöse Schriftsteller und Lyriker Johannes Kelp wurde in eine wohlhabende Familie in Schäßburg/Siebenbürgen eingeboren. Als er mit zwölf Jahren seinen Vater verlor, übernahmen drei Gönner seine Erziehung und ermöglichten ihm ein Theologiestudium, zunächst in Leipzig und Tübingen. 1688 immatrikulierte er sich in Altdorf und schloss 1689, im Alter von nur 16 Jahren, sein Studium als Magister ab. Er hatte bis dahin bereits mehrere Werke veröffentlicht, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Theologen Johannes Fabricius.
Noch an der Universität fühlte sich Kelp zum Pietismus hingezogen – allerdings in äußerst radikaler Form. Um auf die Endzeit vorbereitet zu sein, gründete er mit einigen Glaubensbrüdern das 'Chapter of Perfection', das auf den Grundsätzen beruhte, die der Astronom und Mathematiker Johann Jacob Zimmermann erstellt hatte, der sich einer Kombination aus chiliastischen Endzeitvorstellungen und mystischem Pantheismus verschrieben hatte. Kelp folgte diesen Vorstellungen, insbesondere Zimmermanns Berechnung des Endes der Alten Welt auf 1694. Da Zimmermann kurz vor dem Reiseantritt des Chapters in die Neue Welt, wo man dem Ende zu entkommen hoffte, starb, wurde Kelp der neue Führer der Gruppe. Mit etwa vierzig Männern und Frauen reiste er über Rotterdam und London nach Philadelphia, das zu dieser Zeit für seine Toleranz in religiösen Dingen bekannt war. In Anlehnung an die Flucht des Weibes vor dem Tier der Endzeit (Off 12) nannte sich die Lebensgemeinschaft, die Kelp mit den anderen Mitgliedern seiner Gruppe kurz darauf gründete, 'Society of the Woman in the Wilderness' bzw. 'The Mystics of the Wissahickon', da sich die Gemeinschaft am Ufer des Wissahickon River unweit der europäischen Siedler in diesem Gebiet niedergelassen hatte. Kelp und seine 'Einsiedler' (sie hatten durchaus regen brieflichen Kontakt zur Aussenwelt) führten ein karges, gottesfürchtiges Leben und strebten danach, durch Lehre und vorbildliche christliche Lebensführung kulturbildende Wirkung auf die deutschen Siedler und die einheimischen Indianer in Ostpennsylvanien zu entfalten. Inwiefern dies gelang, ist unbekannt. Bemerkenswert ist allerdings, dass die Siedler in ihren Heilpflanzengärten die paracelsistische Heilkunst aus Europa mit indianischer Medizinkunde verbanden.
Das Eremitenleben voller Entbehrungen und Kasteiungen in der neuen Heimat war hart. Geschwächt erkrankte Kelp an Tuberkulose und starb im Alter von nur 35 im Jahr 1708, während er in den Gärten Unterricht abhielt.
Heute gilt er als einer der ersten Verfasser religiöser Gesänge in Pennsylvania; erhaltene Handschriften seiner mit Noten versehenen Texte sind die ältesten ihrer Art. Er war allerdings auch darüber hinaus insbesondere im pietistisch-mystischen Bereich publizistisch äußerst umtriebig. Sein „Kurzer Begriff oder leichtes Mittel zu beten” (Philadelphia 1756) war in allen amerikanischen Kolonien bei Pietisten weit verbreitet und wurde mehrmals übersetzt und nachgedruckt, ebenso seine „Neun und neunzig mystischen Sprüche” (o.O.u.J.) – beides indes Werke, deren Erstausgaben nicht in unsere Zeit überliefert wurden.
(Jasmin Allousch)
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 95.
Walther Killy (Hg.): Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. 15 Bde. Gütersloh, München 1988-1993, hier Bd. 6, 1990, S. 277 f. (Ulrich Maché).
BBKL 23, 2004, Sp. 778-786 (Claus Bernet).
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital – Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2), F3075.
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