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Name: Camerarius, Philipp
Geburt: 1537-05-27 Tübingen
Tod: 1624-06-22 Nürnberg
Amtszeit: 1575-1624
Status: Prokanzler
Biographica: Das Amt des Prokanzlers wurde 1582 im Zuge der Reform der Nürnberger Kirchen- und Schulverwaltung eingerichtet. Von den Scholarchen gewählt, hatte er rechtlich die Rolle des reichsstädtischen Rates gegenüber dem Senat zu übernehmen, war als Beratungs- und Aufsichtsorgan u.a. für Prüfungsangelegenheiten zuständig. Als erster Prokanzler der neu errichteten Altdorfer Akademie wurde der aus Tübingen stammende Jurist und Humanist Philipp Camerarius bestimmt, der an der Aufwertung der Altorphina zur Semiuniversitas maßgeblich beteiligt gewesen war.
Nach Schulbesuchen am Schulpforter und Meißner Gymnasium bezog der Sohn des berühmten Tübinger und später Leipziger Humanisten Joachim Camerarius d.Ä. (1500-1574) die Akademien in Leipzig und Wittenberg, wo er u.a. bei seinem Taufpaten Philipp Melanchthon hörte. 1563 ging er auf eine Italienreise und studierte in Ferrara. Die weitreichenden Beziehungen seines Vaters und seines Bruders Joachim Camerarius d.J. (1534-1598) öffneten ihm dort viele Türen. Unglückliche Umstände brachten ihn in Rom jedoch ins Fadenkreuz der Inquisition. Nach einem zweimonatigen Gefängnisaufenthalt kehrte er 1566 nach Deutschland zurück und erlangte 1569 in Basel die juristische Doktorwürde. 1573 wurde er Konsulent in Nürnberg. später war Camerarius auch Ratgeber des Landgrafen Moritz von Hessen-Kassel (1572-1632) und anderer Stände des Reiches.
Für die Altorphina war die lange Amtszeit des Juristen als Prokanzler (bis 1624) ein ausgesprochener Glücksfall. Nicht zuletzt erwirkte er für die medizinische und juristische Fakultät das Privileg, den Doktorgrad vergeben zu dürfen. Camerarius war ein äußerst vielseitig gebildeter und interessierter Humanist. Ein Teil seiner als „auserlesen-kostbar” (Will/Nopitsch I, S. 177) bezeichneten Bibliothek ging in der Ebnerischen Bibliothek in Nürnberg auf.
Der Porträtstich zeigt den Altdorfer Prokanzler mit seiner wichtigsten Veröffentlichung, den „Horarum subcisuarum Centuriae III”, die 1602 erstmals in Frankfurt erschienen waren. Sie erreichten zwei weitere lateinische Auflagen und wurden später ins Italienische (1610) und unter dem Titel „Historischer Lustgarten” (1631) dann auch ins Deutsche übersetzt. Einen geplanten vierten Teil konnte Camerarius nicht mehr vollenden.
(Alexander Weber / Werner Wilhelm Schnabel)
Literatur: Sigmund Jacob Apin: Vitae Et Effigies Procancellariorum Academiae Altorfinae Non Solum De Hac Sed Etiam De Universa Norimbergensium Republica Cuius Consiliarii Primo In Ordine Fuerunt [...]. Nürnberg, Altdorf 1721, S. 1-5.
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben/ Verdiensten und Schriften [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg, Altdorf 1755-1758 und 1802-1808, hier Bd. I, 1755, S. 176-178.; ebd. V, 1802, S. 147 f.
Ein Paar Zusätze und Berichtigungen zu J.G. Schelhorns Leben des Philipp Camerarius, ersten Prokanzlers der Univ. Altdorf. In: Historisch-litterarisch-bibliographisches Magazin 1791, 3. Stück, S. 303-305.
Allgemeine Deutsche Biographie 3, 1876, S.  726 (Steffenhagen).
Neue Deutsche Biographie 3, 1957, S. 104 (Friedrich Hermann Schubert).
Wolfgang Mährle: Academia Norica. Wissenschaft und Bildung an der Nürnberger Hohen Schule in Altdorf (1575-1623). Stuttgart 2000 (Contubernium, 54), S. 129 u. passim.
Gerhard Seibold: Die Cammermeister genannt Camerarii - Beamte, Kaufleute, Wissenschaftler, Politker. In: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 67 (2007), S. 107-160, hier S. 127 f.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 3), B6010.
Porträt: Friedrich Roth-Scholtz (Hg.): Icones Eruditorum Academiae Altdorfinae [...]. Nürnberg, Altdorf 1721/23, Nr. [1]
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