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1 Einträge gefunden (Datenstand: 2023-11-18 22:25:04)

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Name: Müller, Gottfried Polycarp
Geburt: 1684 Stollberg
Tod: 1747 Urschkau bei Glogau
Stand des Vaters: Pfarrer
Studium: 1705 Immatrikulation in Altdorf
Status: Student
Fakultät: Phil.
Biographica: Der Sohn des Ersten Pfarrers im erzgebirgischen Stollberg hatte bereits ein Studium und den Erwerb des Magistergrades hinter sich, als er 1705 die Universität Altdorf bezog. Hier widmete er sich in erster Linie der Gräzistik und Orientalistik, die unter Johann Christoph Wagenseil damals einen bedeutenden Ruf hatte. Im folgenden Jahr wurde er von Magnus Daniel Omeis als „Polycarpo” in den Pegnesischen Blumenorden gezogen.
Schon 1706 – Wagenseil war inzwischen gestorben – verließ Müller die Altorphina allerdings wieder und begab sich zusammen mit einem Nürnberger Patrizier auf eine ausgedehnte Bildungsreise, die ihn in den Niederlanden und England in Kontakt mit Mystikern, Kabbalisten und Inspirierten führte. Zurück in Leipzig erlangte er dort 1714 eine Privatdozentur, 1716 eine außerordentliche Professur der Beredsamkeit und Dichtkunst. Als solcher vertrat er gegenüber der damals üblichen Regelrhetorik eine ausgeprägte Affektrhetorik. Sein Interesse an der philosophischen Herleitung und Vermittlung von Bildungsinhalten führten 1723 zum Wechsel an das Gymnasium in Zittau, dessen Direktor er wurde.
Dort geriet der als durchaus ‚galant’ und weltklug beschriebene Schulmann in den späten 20er Jahren wohl durch seine pietistische Frau in den Dunstkreis des Grafen Zinzendorf, der im nahen Herrnhut eine Niederlassung seiner Brüdergemeine gegründet hatte. Er wurde der Heterodoxie verdächtigt und quittierte 1738 seinen Zittauer Dienst, um für die Herrnhuter zu wirken. 1740 wurde Müller im wetterauischen Marienborn zum Bischof der Mährischen Kirche geweiht und leitete dort auch das Pädagogium und das Theologische Seminar.
Da Müller den Nutzen fester Kirchenstrukturen mehr als Zinzendorf erkannte, führte dies schließlich zum Konflikt mit seinem ehemaligen Mentor. Er wurde deshalb 1744 zum Mährischen Bischof von Schlesien ernannt, wo er in den wenigen verbleibenden Lebensjahren noch eine fruchtbare pädagogische Arbeit entfaltete.
Hervorgetreten ist Müller durch eine Vielzahl von Schul- und Casualpublikationen, breitenwirksam ist er aber vor allem durch seine Bildungsschriften sowie seine Erbauungs- und Andachtswerke geworden.
(Werner Wilhelm Schnabel)
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 389.
ADB 22, 1885, S. 669-673 (Otto Kämmel).
NDB 18, 1997, S. 469 f. (Reinhard Breymayer).
Renate Jürgensen: Melos conspirant singuli in unum. Repertorium bio-bibliographicum zur Geschichte des Pegnesischen Blumenordens in Nürnberg (1644-1744). Wiesbaden 2006 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen, 50), S. 629-636.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital – Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2), F4060.
GND: https://d-nb.info/gnd/117608297
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