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1 Einträge gefunden (Datenstand: 2023-11-18 22:25:04)

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Name: Scheuchzer, Johann Jacob
Geburt: 1672 Zürich
Tod: 1733 Zürich
Stand des Vaters: Arzt
Studium: 1692 Immatrikulation in Altdorf
Status: Student
Biographica: Johann Jakob Scheuchzer, der spätere Zürcher Arzt und Naturforscher, begann 1692 sein Studium der Naturphilosophie in Altdorf. Er wohnte dort bei dem Orientalisten Johann Christoph Wagenseil und erlernte bei dem Mathematiker Johann Christoph Sturm u.a. die Technik des Experiments. 1693 wechselte er an die Universität von Utrecht und wurde im Jahr darauf dort zum Doktor der Medizin promoviert. 1694 suchte er Altdorf für einen zweiten kurzen Studienaufenthalt auf und beschäftigte sich nun in erster Linie mit Astronomie, Versteinerungskunde und Botanik. Danach kehrte er in seine Heimatstadt zurück und wurde zunächst zweiter Stadtarzt.
1694 reiste Scheuchzer das erste Mal durch und über die Alpen, die fortan eine immerwährende Faszination auf ihn ausüben sollten. Er fasste den Entschluss, die Topographie und die Naturerscheinungen des Alpenraums und die Lebensweise der Schweizer Bergbevölkerung zu erforschen. Ab etwa 1704 sollte ihm dies in größerem Umfang möglich werden, da er fortan – von der Zürcher Regierung unterstützt – jährliche Reisen durch das Alpenland unternehmen konnte. Neben Albrecht von Haller gilt Scheuchzer als der bedeutendste Entdecker der Schönheit der Alpen im frühen 18. Jahrhundert, der nicht ohne Wirkung blieb: die ästhetisierende Darstellung von Land und Volk in Schillers „Wilhelm Tell” geht eindeutig auf Scheuchzer zurück, den Schiller ausgiebig rezipiert hatte. Im handschriftlichen Nachlaß des Naturforschers findet sich eine erstaunlich umfangreiche Quellensammlung zur Schweizergeschichte, aber er hinterließ auch eine gedruckte große „Karte der Schweiz in vier Blättern” (erstmals 1712, Neuauflage 1765), die bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts die am meisten verwendete Landkarte der Schweiz blieb.
Aber auch außerhalb seines Daseins als Erforscher der Schweiz war Scheuchzer ein erfolgreicher Mann. Im Jahr seiner Heirat 1697 wurde er Akutar der gelehrten 'Gesellschaft der Wohlgesinnten' und unter dem Namen „Acarnan” auch in die Leopoldina aufgenommen. Es blieben nicht seine einzigen Ehrungen: 1704 ernannte man ihn zum Mitglied der Royal Society, die aktiv die Veröffentlichung seiner Werke unterstützte. 1710 erhielt er die Stelle eines Mathematikprofessors am Zürcher Karolinum, die allerdings mit wenig Prestige verbunden war, obwohl er damals bereits äußerst berühmt war. Dennoch schlug er 1712 eine Leibarztstelle bei Peter dem Großen aus, möglicherweise weil er in Moskau seinem geliebtesten Forschungsobjekt, den Schweizer Alpen, zu fern gewesen wäre. 1733 wurde er endlich zum Physikprofessor und ersten Stadtarzt ernannt, starb allerdings bereits im selben Jahr.
Scheuchzer hinterließ vier Söhne und zahlreiche naturwissenschaftliche Werke, die teilweise noch ungedruckt in seinem Nachlass in der Zürcher Zentralbibliothek liegen. Bei seiner „Physica oder Natur-Wissenschaft” (Zürich 1701) handelt es sich um ein naturphilosophisches Lehrwerk, das dem Altdorfer Eklektizismus verbunden war, da es neben der Bibel auch auf Aristoteles, Newton, Descartes und andere zurückgriff. Naturforschung war Scheuchzer zeit seines Lebens „eine Einleitung zur Kenntnis Gottes aus der Natur” gewesen, und so sind von ihm auch zwei Bücher zur Fossilienkunde erhalten, die Versteinerungen als Beweis für die Sintflut behandelten. Deshalb gilt er heute als Mitbegründer der Paläonthologie.
(Jasmin Allousch)
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 520.
Jöcher, Allgemeines Gelehrtenlexikon 4, 1751, Sp. 258 f.
Hirsching, Historisch-literarisches Handbuch 11/1, 1808 [WBIS-Onlinefassung].
ADB 34, 1892, S. 710-715 (G.v.Wyß).
Walther Killy (Hg.): Literatur Lexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache. 15 Bde. Gütersloh, München 1988-1993, hier Bd. 10, 1991, S. 202 f. (Hanspeter Marti).
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital – Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2), F3150.
Porträt: Erlangen, UB: 2° Thl. X, 7 [1]
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