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1 Einträge gefunden (Datenstand: 2023-11-18 22:25:04)

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Name: Helladius, Alexander
Geburt: 1686 Larissa
Studium: 1709 Immatrikulation in Altdorf
Status: Student
Fakultät: Med.
Biographica: Für die damalige Zeit ausgesprochen ‚exotischer’ Herkunft war der aus Larissa stammende Alexander Helladius, der sich 1709 in Altdorf immatrikulierte. Er war 1703 im Gefolge des englischen Botschafters an der Pforte nach England gekommen und hatte anschließend in London und Halle studiert. Dort hatte er an einer Übersetzung des Neuen Testaments ins Neugriechische mitgewirkt. In Altdorf erwarb der weitgereiste und sprachenmächtige Student rasch das Wohlwollen und vielleicht auch die Förderung des Nürnberger Scholarchen Christoph VII. Fürer, zumal er diesen mit seinen Fertigkeiten in der Casualpoesie für sich einzunehmen wusste.
Helladius studierte eigentlich Medizin und konnte hier von dem hohen Stand der damaligen Heilkunde an der nürnbergischen Universität profitieren. Er beschäftigte sich insbesondere mit Amputationstechniken, für die er sogar bei dem russischen Zar Peter Interesse erwecken konnte, den er 1712 während seines Kuraufenthalts in Karlsbad persönlich aufsuchte.
Daneben betätigte sich Helladius aber auch in anderen Wissensgebieten in vielfältiger Weise. Er verteidigte in einer griechischen Disputation Thesen des Altdorfer Theologen Christoph Sonntag, der sich eben im Pietismusstreit gegen seinen heterodoxieverdächtigen Kontrahenten Johann Michael Lang durchgesetzt hatte. Auch zu anderen evangelischen Theologen pflegte der orthodoxe Christ enge Beziehungen. Und er veröffentlichte 1712 in Nürnberg seine „Stachyologia technologike”, eine rund 600 Seiten starke Grammatik des Griechischen, die insbesondere auf die Bedürfnisse von Fremsprachenlernenden zugeschnitten war. Einer weiteren Schrift, dem 1714 erschienene „Status praesens Ecclesiae Graecae”, ging es um den Nachweis, dass die Griechen keineswegs kulturfremde Barbaren, sondern die genuinen Nachfahren der antiken Hochkultur seien; im von Osmanen beherrschten Griechenland werde ihr Bildungsstand aber nur durch die orthodoxe Kirche sichergestellt. Dieses Buch war dem russischen Zaren zugeeignet.
Ob des Helladius Abschied aus Altdorf mit dem Umstand zusammenhängt, dass der Zar das Buch auch finanziert und damit die dem Kaiser loyale Nürnberger Obrigkeit düpiert habe, muss Vermutung bleiben. 1715 scheint sich der griechische Mediziner jedenfalls in Kiew aufgehalten zu haben; vielleicht stand er mittlerweile im Dienste des Zaren. Über sein späteres Schicksal ist nichts bekannt.
(Werner Wilhelm Schnabel)
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 279.
Vasilios N. Makrides (Hg.): Alexander Helladius the Larissean. Larissa 2003.
Ernst-Friedrich Schultheiß: Alexander Helladius als Student an der Nürnberger Universität Altdorf (1709-1714). In: Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft 53 (2004), S. 782-802.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital – Reihe A: Digitalisierte Quellen, 2), F4090.
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