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Name: Praetorius, Johannes
Geburt: 1537 St. Joachimsthal
Tod: 1616-10-27 Altdorf
Studium: Wittenberg
Amtszeit: 1576-1616
Status: Professor
Fakultät: Phil.
Denomination: 1576: Mathematik
Biographica: Aus Joachimsthal in Böhmen stammend und nach einem Studium der Philosophie und Mathematik in Wittenberg zum Magister promoviert, hielt sich Johannes Richter, der seinen Namen in Praetorius latinisierte, seit 1562 in Nürnberg auf. Hier verdiente er seinen Unterhalt mit der Konstruktion repräsentativer mathematischer und astronomischer Instrumente, die sich zum Teil noch in Museumsbesitz erhalten haben. 1569 begab er sich auf Reisen und hielt sich u.a. in Wien, Krakau und Prag auf, ehe er 1571 einem Ruf als Professor für Höhere Mathematik an die Universität Wittenberg folgte. Die dortige Hochschule verließ er aber schon 1575 wieder, als sich die Kryptocalvinisten nicht mehr zu halten vermochten. Im Folgejahr folgte er einem Ruf als Professor der Mathematik nach Altdorf, obgleich Landgraf Wilhelm IV. vergeblich versucht haben soll, ihn als Astronom an die Sternwarte nach Kassel zu holen. Möglicherweise spielte hier sein Bruder Paul († 1585) eine Rolle, der als Rektor an der Sebalder Schule in Nürnberg wirkte.
Der Lehrstuhl in Altdorf, den Praetorius bis zu seinem Tode 1616 innehatte, wurde ihm insbesondere wegen seiner Erfahrungen in der Astronomie angetragen. Hier lehrte er zwar das kopernikanische System, stand diesem aber ebenso reserviert gegenüber wie der damals weitverbreiteten Astrologie. Besonders produktiv war er auch im Kalenderwesen: von 1577 an bis zu seinem Tode gab er Kalender mit astonomischen Berechnungen heraus. Der weltläufige und weitgeachtete Mathematiker und Sternenkundler, der 1618 unabhängig von François Viète (Vieta, † 1603) unter anderem das Problem des Sehnenvierecks löste und in der Kasiopeia einen neuen Stern entdeckte hatte, ist wegen etlicher Erfindungen und technischer Innovationen in der Messkunst bekannt geworden (u.a. Diopterlineal, Messtisch für Feldmesser / Mensula Praetoriana). Er war ein viel gerühmter Lehrer, der viermal das Rektorat versah und ebenso oft das Dekanat der Philosophischen Fakultät. Verschiedene ehrenvolle Rufe an andere Hochschulen lehnte er ab.
Von seinen zahlreichen astronomischen Messgeräten, die ihn berühmt gemacht haben, sind etliche im Germanischen Nationalmuseum erhalten. Reste seiner zahlreichen Handschriften befinden sich heute in Erlangen, Schweinfurt und München.
(Werner Wilhelm Schnabel / Alexander Fleischer)
Literatur: Sigmund Jacob Apin: Vitae professorum philosophiae qui a condita Academia Altorfina ad hunc usque diem claruerunt [...]. Nürnberg 1728, S. 13-31.
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben/ Verdiensten und Schriften [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg, Altdorf 1755-1758 und 1802-1808, hier Bd. III, 1757, S. 225-231.; ebd. VII, 1807, S. 191-195.; ebd. VIII, 1808, S. 468.
Allgemeine Deutsche Biographie 26, 1888, S. 519 f. (Günther).
Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 437.
Kurt Pilz: 600 Jahre Astronomie in Nürnberg. Nürnberg 1977, S. 248-251, 253 f.
Focus Behaim Globus. Ausstellungskatalog Germanisches Nationalmuseum Nürnberg 2. Dezember 1992 bis 28. Februar 1993. Hg. von Johannes Karl Wilhelm Willers. 2 Bde. Nürnberg 1992, S. 619, 637-645.
450 Jahre Copernicus, 1993, S. 142 f. u. passim.
Hans Recknagel: Die Nürnbergische Universität Altdorf und ihre großen Gelehrten. Altdorf 1998, S. 102-107.
Wolfgang Mährle: Academia Norica. Wissenschaft und Bildung an der Nürnberger Hohen Schule in Altdorf (1575-1623). Stuttgart 2000 (Contubernium, 54), S. 359-372 u.ö.
Neue Deutsche Biographie 20, 2001, S. 667 (Schmeidler).
RAA - Repertorium Alborum Amicorum. Internationales Verzeichnis von Stammbüchern und Stammbuchfragmenten in öffentlichen und privaten Sammlungen (http://www.gf-franken.de/de/).
Hans Gaab: Astronomie in Altdorf. Neuhaus 2011 (Mitteilungen der Altnürnberger Landschaft, Sonderheft 52), S. 10-16.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 3), K2010.
Porträt: Friedrich Roth-Scholtz (Hg.): Icones Eruditorum Academiae Altdorfinae [...]. Nürnberg, Altdorf 1721/23, Nr. [93]
GND: https://d-nb.info/gnd/119169002
Perma-Link: https://aaa.gf-franken.de/de/recherche.html?permaLink=K2010