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Name: Döderlein, Johann Christoph
Geburt: 1746-01-20 Windsheim
Tod: 1792-12-02 Jena
Stand des Vaters: Pfarrer
Studium: 1764 Immatrikulation in Altdorf
Akad. Grade: 1772 Magister, 1774 Doktor theol.
Status: Student
Literatur: Elias von Steinmeyer: Die Matrikel der Universität Altdorf. 2 Bde. Würzburg 1912 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte, IV/1-2), hier Bd. II, S. 150.
Wilhelm Dannheimer: Reichsstadt Windsheim. In: Matthias Simon (Hg.): Pfarrerbuch der Reichsstädte Dinkelsbühl, Schweinfurt, Weißenburg i.Bay. und Windsheim sowie der Reichsdörfer Gochsheim und Sennfeld. Die evangelischen Geistlichen im Alten Reich. Nürnberg 1962 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns, 39), S. 83-114, hier Nr. 14.
Matthias Simon: Nürnbergisches Pfarrerbuch. Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit der Reichsstadt Nürnberg und ihres Gebietes 1524–1806. Nürnberg 1965 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns, 41), Nr. 241.
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Name: Döderlein, Johann Christoph
Geburt: 1746-01-20 Windsheim
Tod: 1792-12-02 Jena
Stand des Vaters: Pfarrer
Studium: Altdorf
Akad. Grade: 1772 Magister, 1774 Doktor theol.
Amtszeit: 1772-1782
Status: Professor
Fakultät: Theol.
Denomination: 1772: Theologie
Biographica: Döderlein war (mehr als Johann Salomo Semler) der prägende Neologe der ersten Generation. Er beschritt einen Mittelweg zwischen der Vernünftigen Orthodoxie, in deren Tradition er studiert hatte, und dem Rationalismus. Seit seiner Berufung 1772 schwelte der Konflikt mit Johann Augustin Dietelmaier, der diese zu verhindern versucht hatte. In seinen ersten Altdorfer Jahren veröffentlichte Döderlein v.a. exegetische Arbeiten zum Alten Testament (wichtig: Jesajakommentar 1775 mit Differenzierung von Proto-, Deutero- und Tritojesaja), die die Texte allein aus dem Kontext ihrer Entstehungszeit heraus erklären wollten – ohne die bis dahin üblichen dogmatischen Eintragungen („Hinweise” auf Christus). Im Fragmentenstreit hielt er mit seinen Antifragmenten 1778 eine geschickte Balance: Er lobte den Herausgeber Lessing, da die Fragmente zum Fortschritt des theologischen Diskurses beitrügen. Zugleich kritisierte er die Methodik des Fragmentisten wegen seiner Konzentration auf unwichtige Widersprüche der menschlichen Verfasser und der willkürlichen Allegorese der allein zentralen Auferstehungsbotschaft. Wichtig für Döderleins schriftstellerische Tätigkeit war die Aufhebung der Zensur, die er in Bleibeverhandlungen 1778 für die Theologische Fakultät erreichte, nachdem er einen Ruf nach Königsberg erhalten hatte. Durch seine Mitarbeit an der „Nürnberger Gelehrten Zeitung” bahnte er der Neologie auch auf breiterer Ebene den Weg ins bisher orthodoxe Nürnberger Gebiet. Zudem war er ein gefeierter Prediger.
Die Freiheit von traditionellen Festlegungen zeigte sich besonders in seiner 1780/81 erschienenen Dogmatik, die nach einzelnen Leitsätzen jeweils Begleittexte aus der Tradition sowie deren kritische Würdigung präsentierte. Statt eines geschlossenen Systems bot Döderlein seinen Studenten so eine Grundlage für eigene Entscheidungen. Dogmatik wird dabei großenteils Dogmengeschichte im Sinne einer Entwicklungsgeschichte von Glaubenssätzen, die einerseits deren Kontinuität und andererseits deren Relativität zeigt.
Grundlegend war für Döderlein der Fortschrittsgedanke: Religion gibt es in Form der Naturreligion von jeher, das AT steht auf einer niedrigeren Entwicklungsstufe als das NT. Daher hielt er die Seligkeit gerechter Heiden für möglich, das AT jedoch war nur noch für die Vorgeschichte der christlichen Religion relevant, keinesfalls als Referenz für die Ethik. Aber auch das Christentum strebt der Wahrheit nur am besten zu. In seiner Ethik (1789, jedoch in Altdorf konzipiert) bezeichnete er die Religion konsequent als ein „Mittel zur Erziehung für die noch ungebildete Menschheit”, neben Vernuft und eigener Erfahrung.
Als Döderlein 1782 angesichts der unerträglichen Atmosphäre nach Jena wechselte, hatte er seinen Zenit überschritten. Doch wurden nun v. a. seine Dogmatik und Ethik als Grundlagen für Vorlesungen prägend für die nächste Theologengeneration.
(Hanns Christof Brennecke)
Literatur: Georg Ernst Waldau: Diptycha ecclesiarum Norimbergensium continuata II. Nürnberg 1779, S. 20-24.
Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten-Lexicon oder Beschreibung aller Nürnbergischen Gelehrten beyderley Geschlechtes nach Ihrem Leben/ Verdiensten und Schriften [...]. Fortgesetzt von Christian Konrad Nopitsch. 8 Bde. Nürnberg, Altdorf 1755-1758 und 1802-1808, hier Bd. V, 1802, S. 235-242.; ebd. VIII, 1808, S. 447.
Matthias Simon: Nürnbergisches Pfarrerbuch. Die evangelisch-lutherische Geistlichkeit der Reichsstadt Nürnberg und ihres Gebietes 1524-1806. Nürnberg 1965 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns, 41), Nr. 241.
Klaus Leder: Universität Altdorf. Zur Theologie der Aufklärung in Franken. Die theologische Fakultät in Altdorf 1750-1809. Nürnberg 1965 (Schriftenreihe der Altnürnberger Landschaft, 14), S. 161-244.
Wilhelm Maurer: Altdorfer Theologen. In: Gelehrte der Universität Altdorf 1750-1809. Hg. von Horst Claus Recktenwald. Nürnberg 1966, S. 50-59, S. 56.
Athena Norica. Bilder und Daten zur Geschichte der Universität Altdorf. Hg. von Werner Wilhelm Schnabel. Nürnberg 2012 (gff digital, Reihe A: Digitalisierte Quellen, 3), G1500.
Porträt: Erlangen, UB: Portr. A Doederlein, Johann Christoph <1>
GND: https://d-nb.info/gnd/116152990
Perma-Link: https://aaa.gf-franken.de/de/recherche.html?permaLink=G1500